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Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:
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Zitat
Wilhelm Busch

Geocaching

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Dienstag, 30. Juni 2015

La Gomera Tag 5 San Sebastian Schuhe kaufen

Heute gibt es nicht sehr viel zu berichten, dennoch war der Tag entscheidend für unseren weiteren Urlaubsverlauf. Nach dem Frühstück machten wir uns leicht verkatert auf den Weg nach San Sebastian, der Hauptstadt von La Gomera. Laut Hotel sollte es hier einen kleinen Outdoorladen geben wo ich mir neue Wanderstiefel besorgen kann. Man hat uns die genaue Position auf einer Stadtkarte markiert. Frohen Mutes und mit dickem Kopp ging es los. Frustsaufen weil die Schuhe kaputt sind ist irgendwie auch nicht die Lösung mussten wir im nachhinein feststellen. Gestern war es noch lustig.

Wir fuhren also in das 30 km entfernte San Sebastian und waren ca. eine Stunde unterwegs. Die Serpentinen sowie Geschwindigkeitsbegrenzungen entschleunigten das Vorankommen erheblich. Wer auf den Kanaren Auto fährt, sollte sich tunlichst an die Verkehrsregeln halten, denn ein Verstoß kann sehr teuer werden. Falsch Parken schlägt mit 100€ zu Buche.

Wir waren bisher noch nie in San Sebastian weil wir größere Städte meiden. Doch trotz der Enge und den tausend Einbahnstraßen hat die Stadt einen gewissen Flair.

 

Vic navigierte uns perfekt in eine Parellelstraße vom Outdoorladen. Und von dort ging es zu Fuß zum X auf der Landkarte. Ein X, das über den weiteren Verlauf des Urlaubes entscheidet. Schnell erreichten wir unser Ziel und standen vor einem Modeschuhgeschäft. Innerlich habe ich mich schon vom Wandern verabschiedet. Gab es Komunikationsprobleme bei der Beschreibung unseres Problems im Hotel? Oder hat der Herr sich beim Einzeichnen des Geschäftes vertan?

Aufgeben war keine Option, wir durchstreiften jede Gasse um das X auf der Karte, kreisförmig erweiterten wir den zu durchsuchenden Bereich. Doch es gab nichts außer Modegeschäfte und Bars. Total ratlos stehen wir mittlerweile auf einem großen Platz, der mit riesigen Bäumen begrünt ist und Schatten spendet. Wir wissen einfach nicht weiter. Als ich meinen Blick über den Platz wandern ließ, fiel mir ein vermeintlicher Klüngelladen auf, der hatte vor der Tür Trekkingstöcke stehen. Und das war kein Tourizeug, es war echtes Trekking Equipment.

Der Laden nannte sich Burrito was laut Google Übersetzer "Ponnyhaarschnitt" bedeutet aber dafür übernehme ich keine Garantie. Da auf spanisch Esel Burro heißt und wenn man das Logo beachtet hat es wahrscheinlich eher was mit Eseln zu tun. Vertraue niemals dem Google Übersetzer, das könnte peinlich werden. Stell dir vor du willst dir die Haare schneiden lassen und stattdessen bekommst du einen Esel.

Im Laden schilderte ich kurz mein Problem und die gute Frau kam mit mehreren Stiefeln wieder. Und da war mein nächstes Problem. Das war ein echtes Wandergeschäft und dementsprechend waren an Schuhen auch einige große Marken wie Salomon vertreten. Und das Equipment geht ins Geld, Geld, was die Reisekasse eigentlich nicht hergibt. Doch ich hatte Glück, es gab einen reduzierten Stiefel für 55€ und der passt auch. Er ist nicht wirklich hochwertig aber er ist knöchelhoch hat eine grobe Profilsohle und ist meine einzige Option mobil zu bleiben.

 

Wenn ich intensiver über die Situation nachdenke und mir vorstelle, wie die Guanachen (Uhreinwohner der Kanaren) sich in den Bergen fortbewegt haben, habe ich ein wirkliches Erste-Welt-Problem gehabt.

Glücklich machen wir uns auf den Rückweg ins Hotel. Vorher kauften wir noch ein und eine Stunde später waren wir wieder zurück. Eine Tour zu starten lohnt sich nicht, dafür ist es schon zu spät und so ließen wir den Tag mit Rumgammeln und Lesen ausklingen.

An der Stelle eine obligatorische Buchempfehlung von mir. "Der Große Tripp Wild" von Cheryl Strayed. Im Wesentlichen geht es um eine Frau, die ihr Leben an die Wand gefahren hat und beschließt, ihr Leben auf dem Pacific Crest Trail (Ein Fernwanderweg von Mexiko nach Kanada) in den Griff zu bekommen. Wer sich ein wenig mit dem Mehrtagestourenwandern auskennt, leidet förmlich bei jeder neuen Blase der Protagonistn innerlich mit. Sehr gut zu lesen und unterhaltsam.

Morgen geht es entlich wieder los Wandern. Göthe hat gesagt "Nur wo du zu Fuß warst, bist du wirklich gewesen". Und das stimmt auch, man erlebt seine Umwelt viel intensiver, man ist Teil seiner Umwelt. Die Technik ist heute unwahrscheinlich fortschrittlich, 360° Panoramen werden mit dem Handy fotografiert und an Hinz und Kunz über Sociel Networks verbreitet. Mit Google Streetview kann man vom Sofa aus durch Rom fahren. Doch keine dieser Techniken kann das intensive Erlebnis des wirklich vor Ort gewesen seins ersetzen. Der Hochleistungsrechner Gehirn baut dir die schönste Ansichtskarte der Welt in Form von Erinnerungen und speichert sie für immer und niemand kann sie dir nehmen.

Und genau aus diesem Grund tun wir uns den "Scheiß" immer wieder an. Es gibt kaputte Füße, zerschrammte Waden und das ein oder andere Risiko. Aber das Erlebte und die daraus resultierenden Erinnerungen sind den "Scheiß" alle mal Wert.

Im dem Sinne lauft los, habt Spaß

Gute Nacht liebes Tagebuch

PS: Immer wenn uns auf Gomera irgendetwas verrückt erscheint oder unerklärlich ist kommentieren wir es wie vor fünf Jahren nur mit den Buchstaben "TG" that's Gomera. Erdrutsch auf der Straße "TG" Steinschlag im Gebirge "TG" Katze beißt Vic "TG". So ist das auf der Insel einfach alles "TG".

 

Montag, 29. Juni 2015

La Gomera Tag 4 Schuhe kaputt und Sektfrühstück

Der Morgen begann damit das ich immer noch ziemlich angepisst war das meine Wanderstiefel ihre Sohle verlieren. Wandern kann ich heute nicht und auf eine Stadttour haben wir heute überhaupt keinen Bock. Wir kompensierten das erst einmal mit einem Sektfrühstück. Der Mietwagen bleibt auf dem Parkplatz und wir lassen unser Gemüt von Sonne und Prickelbrause erheitern.

 

Nach dem Frühstück machten wir uns auf zur Rezeption, um in Erfahrung zu bringen ob es auf La Gomera so etwas wie einen Outdoorladen gibt oder einen Schuster. Reparieren lassen kann ich die Schuhe laut Rezeption nicht, aber es gibt ein Outdoorladen in San Sebastian. Der nette Mensch von der Rezeption holte gleich eine Karte und markierte uns den Ort. Ich werde mir Ersatzschuhe beschaffen müssen und das kotzt mich richtig an vor allem weil ich meine Alten (Schuhe) in Deutschland einschicken kann, da ist noch Garantie drauf. Wenigstens gibt es eine Option weiter zu Wandern, hoffentlich.

Unsere ganze Planung ist aufgrund des Schuhdesasters im Eimer, heute ist Sonntag und wir können keine neuen Schuhe besorgen. Um den Frust zu minimieren machten wir uns auf zur Poolbar um eine Studie durchzuführen.

Wir studierten das Verhalten des Homo Tourimus. Um das zu tun muss man sich in dessen natürliches Habitat begeben. Dabei sollte man schnelle Bewegungen vermeiden, darauf reagiert der Homo Tourimus sehr schreckhaft. Zu erkennen ist er an spärlicher Bekleidung und geröteter Haut. Wir vermuten, dass dies dem Balzverhalten zuträglich ist. Der Homo Tourimus lebt in einem Rudel und sein Rudelsführer ist am schwarz-weisen Gefieder zu erkennen, er befindet sich immer hinter der Poolbar und hat seine Schützlinge fest im Blick.

In Kurzform: wer morgens Cocktails trinkt redet wirres Zeug. Das haben wir in einer Selbststudie eruiert.

Da wir nicht den ganzen Tag mit dem Rudel des Homo Tourimus verbringen wollten schlenderten wir zur Küste runter um unsere Füße mal dem Meerwasser auszusetzen. Das war sehr erfrischend. Eigentlich haben wir total Bock auf ein Bad im Meer aber wir haben schon Alkohol im Blut und unterlassen das. Man sollte auf den Kanaren nie das Meer und seine Strömung unterschätzen. Also don't drink an swim.

Irgendwie haben wir immer noch keinen Bock auf das Hotel obwohl das echt schön ist. Stattdessen kehrten wir in eine kleine Bar am Hafen ein. Dort sind nur Spanier und keine Homo Tourimuse. Die Atmosphäre ist genial, um uns herum wird nur Spanisch gesprochen und wir haben einen schönen Blick auf das Meer.

Ansonsten haben wir nur rumgegammelt und sind noch mal in den Hotelpool gesprungen. Krasses Kontrastprogramm zu gestern. Da wir es ja nicht so mit Menschen im Urlaub haben widmeten wir uns noch ein wenig der einheimischen Tierwelt.

 

Mir ist dann abends noch ein Missgeschick passiert. Ich streckte meine muskulösen Beine auf dem Balkon aus und Rums fiel eine Verstrebung des Balkons ein Stockwerk tiefer. Ich habe Gott sei dank niemanden mit dem morschen Holz niedergestreckt. Etwas kleinlaut klopfte ich bei unseren Nachbarn, es waren Engländer und in meiner Scham fand ich nicht die besten Worte um zu sagen das ein Stück Balkon von uns bei ihnen auf der Terrasse liegt. " A Wood ist falling down from the Balkon" die haben mich wahrscheinlich für komplett bescheuert gehalten. Trotzdem bekam ich mein Stück Holz wieder und typisch britisch wurde mir sehr höflich noch ein guten Abend gewünscht.

 

Morgen geht es nach San Sebastian um Schuhe zu shoppen und solche Worte aus meinem Mund. Ich hoffe nur ich bekomme was Passendes und die reißen kein zu großes Loch in die Reisekasse. Meine super Bergstiefel mit der Funktion ihre Sohle im Notfall abzuwerfen haben mit 260€ zu Buche geschlagen. Eine super Investition, DANKE FIRMA MEINDL.

Gute Nacht liebes Tagebuch

 

Sonntag, 28. Juni 2015

La Gomera Tag 3 Arguayoda und La Rajita

Vic hat gestern für uns mit dem Rother Wanderführer eine Tour geplant. Es handelt sich um die Tour 16 im Rother La Gomera von 2014. Eine kleine beschauliche Tour für den Einstieg. Es gilt ein paar Höhenmeter zu überwinden aber laut Beschreibung sollte das für uns einfach machbar sein. Irgendwie kam dann doch alles anders und nach der Tour sagten wir uns "schön noch am Leben zu sein".

Doch zuvor noch eine kleine Anekdote vom Frühstück. Ich war heute Morgen auf der Suche nach Saft am Buffet und fand eine Zapfsäule voll mit Tomatensaft. Ich beäugte das Konstrukt ein wenig und entdeckte neben dem Gerät mehrere Wodka Flaschen. Man kann sich hier im Hotel schon am Morgen mit einer Bloody Mary in die ewigen Jagdgründe schießen, verrückt. Ein Sektfrühstück auf russisch.

Nach dem Frühstück präparierten wir unsere Körper noch mit Lichtschutzfaktor 50 und rödelten unser Gepäck auf. Wir waren das erste Mal mit unserer Designfehlstudie alisas Mietwagen oder auch liebevoll Polly genannt unterwegs. Erstaunlicherweise fährt sich das hässliche Entlein erstaunlich gut. Nach ca. 45 Minuten erreichten wir den Ort Arguayoda, der aus drei Häusern und einer Kirche mitten im Nichts besteht. Sehr idyllisch.

Bei bestem Wanderwetter schlendern wir über eine gut markierte Piste und lassen unsere Blicke über die Barrancos (tiefe Schluchten) wandern und stiefeln fröhlich vor uns hin. Wir haben 28°C und der Himmel ist bedeckt so das die Sonne uns nicht verbrutzelt.

Nach kurzer Zeit kommt ein Abstieg in den Barranco über enge Serpentinen. Der Weg besteht aus vielen angehäuften Steinen. Solche Wege begeht man wie ein Schachspieler, man denkt schon drei Schritte im Voraus. Es gibt einfach keine geraden Trittflächen, man steigt von Stein zu Stein. Aber der Weg ist gut befestigt und langsam aber sicher steigen wir die fast 400 Höhenmeter ab.

 

Nach ca. einer Stunde befinden wir uns am Meer und können die Überreste einer alten Fischfabrik bestaunen.

 

Wir machen eine kurze Rast und genießen das Panorama. Laut unserem Reiseführer geht es jetzt einen Kilometer über eine Straße bis zu einer Bananenplantage. Der Weg ist ein wenig langweilig doch hätten wir gewusst was noch auf uns zu kommt hätten wir auch die Asphaltlatscherei noch mehr genossen.

 

Man beachte die Felswand auf dem Foto, von dort sind wir gekommen. Fast 400 Höhenmeter Berg ab.

Nachdem wir die Straße verlassen haben ging es Richtung Bananenplatage und von dort aus stiegen wir in das Bachbett des Barrancos. Ab hier gibt es keine Wegführung mehr. Wir klettern durch und um tonnenschwere Felsen. Unser Weg wird vorgegeben durch die hunderte Meter hohen Felswände links und rechts des Bachbettes.

Laut Reiseführer soll nach 30 Minuten (reine Gehzeit) eine Staumauer kommen von der ein Camino in die Steilwand des Barrancos führt. Wir sind jetzt schon eine Stunde ohne Pause unterwegs, keine Markierungen, keine Staumauer, nur ein paar Steinmännchen (Von Menschen etwa faustgroße Steine aufeinander gestapelt) zeugen von der Anwesenheit früherer Wanderer. Unter einem Felsvorsprung machen wir im Schatten eine Pause und studieren Karte und GPS.

Die Karte hilft nicht weiter, viel zu grobschlächtig und beim GPS ist die Kartenansicht ausgefallen, willkommen im Nirgendwo. Das alles stellt kein Problem dar, wir sind nur verunsichert ob wir den Ausgang aus dem Bachbett schon verpasst haben oder ob er noch kommt. Wir hatten schon einmal so eine Situation und da haben wir den Ausstieg verpasst und aufgrund dieser Erfahrung sind wir ein wenig beunruhigt.

Also vorwärts immer rückwärts nimmer machen wir uns weiter auf den Weg durch den Barranco. Und wir erreichen endlich die Staumauer. Wie der Autor des Rother Wanderführer auf 30 Minuten Gehzeit kommt ist uns schleierhaft, wahrscheinlich mit dem Finger auf der Karte aber nicht zu Fuß.

Unsere Wasservorräte sind mittlerweile auf 1/3 geschrumpft, wir sind mit 2,5 Liter pro Person gestartet. Der Planet brennt und die Felswände reflektieren die Sonne zusätzlich, es wird verdammt anstrengend.

Uns trennen noch 300 Höhenmeter auf ca. einen Kilometer Strecke zum Ausgangsdorf. Der Camino ist schwer in der Vegetation zu finden und wir laufen prompt in die falsche Richtung und wissen nicht weiter. Umkehren ist aufgrund unserer Wassersituation keine Option, aber einen Weg sehen wir auch nicht. Gefangen zwischen den Felsen ruhen und sammeln wir uns, unter einer Palme.

Ich reaktiviere meine Survival Kenntnisse und erlege mit meinem Schweizer Messer einen Kaktus. Der soll sehr schmackhaft sein und Energie liefern. Doch der scheiß Kaktus schmeckt total scheiße. Ja ich habe Kaktus gegessen, das Blatt und nicht die leckeren Feigen.

Plötzlich entdecke ich den weiteren Wegverlauf und wir klettern in der Wand immer höher.

An dieser Stelle zitiere ich mal unseren Reiseführer:"......30 Meter danach zweigt rechts der deutliche Camino nach Arguayoda ab. Er ist etwas ungepflegt aber gut begehbar und führt über Serpentinen Berg an."

Gut begehbar ist aber etwas anderes, der Weg ist oft durch Felsabgänge beschädigt. Oft passierten wir 20 cm. breite Passagen aus losem Stein. Klingt erst einmal nicht so schlimm doch wenn man links eine massive Felswand hat und es rechts 200 Meter ungebremst runter geht sieht man das etwas anders. Auf dem ganzen Weg muss man hundert Prozent konzentriert sein. Ein kleiner Ausrutscher bedeutet zwangsläufig den ungebremsten Weg ins Tal. Der gesamte Weg ist total unstabil, man kann sich nicht sicher sein ob der nächste Stein auf dem man tritt hällt oder ob man mit ihm in die Tiefe rauscht. Es gibt kein Netz und doppelten Boden. Wir setzen immer einen Fuß vor den Anderen, der Blick ist auf unsere Füße fokussiert Kein Blick nach rechts links oder oben. Langsam geht es bergauf und unser Stresslevel ist enorm. Aufgeben ist leider keine Option wir müssen hoch. Ich hätte die Situation gern fotografisch dokumentiert leider hatte ich in der Situation andere Sorgen. An einer Passage war es so extrem das ich eine Kletterweisheit angewendet habe, drei Extremitäten für den Berg und eine sucht den Weg.

Lange Rede kurzer Sinn das war gefährlich. Aber wir konnten uns auf einander verlassen und haben diese Situation gemeistert, im Nachhinein eine schöne Erfahrung. Das war mal wieder grenzwertig aber es zeigt Einem immer wieder auf, was wichtig im Leben ist. Fall nicht 200 Meter tief und genieße die kleinen Dinge im Leben.

Als wir Arguayoda ereichten ließen wir uns an einer Häuserwand mit Schatten einfach zu Boden fallen und aßen Weingummi, schmeckt auch besser als Kaktus.

Aber eine große Scheiße ist mir noch passiert. An meinen Meidl Watzmann Bergstiefeln löst sich die Sohle und das an Tag Eins unserer Wandertouren, ich könnt kotzen. Die sind gerade ein Jahr alt. In Deutschland könnte ich das reklamieren und hätte bald Ersatz aber hier ist unser Wanderurlaub in Gefahr. Ich versuche ein Sportgeschäft ausfindig zu machen um mir billigen Ersatz zu besorgen. Wenn das nicht klappt ist essig mit Wandern. Morgen ist Sonntag, Zeit für Recherche, so eine sScheiße.

Ich sage erst einmal gute Nacht liebes Tagebuch und schön das ich diese Zeilen tippen darf.

 

 

Samstag, 27. Juni 2015

La Gomera Tag 2 Playa de Santiago

Um 8:00 reist mich mein Wecker aus dem Tiefschlaf und etwas desorientiert beseitige ich die nervtötendende Geräuschkulisse. Ich habe geschlafen wie ein Stein aber da war ja was mit dem frühen Vogel und einem Wurm oder so. Ich werfe mir erst einmal den Bademantel über um die Lage an der frischen Luft zu sondieren. Als mich die ersten Sonnenstrahlen trafen überkam mich ein Lächeln und mein Innerstes sagte zu mir "das könntest du schlechter treffen". Ich bin morgens einfach schwer zu begeistern.

 

Der erste Tag nach der Anreise dient für uns traditionell der Aklimatisierung. Was nach Bergsteigen und Höhenkrankheit klingt macht aber auch für uns Sinn. Wir werden hier mit 30°C und einer Sonneneinstrahlung konfrontiert die ein Niedersachse in seinem ganzen Leben nicht zu Gesicht bekommt.

Nach dem Frühstück holten wir erst einmal den Schlüssel für unseren Mietwagen ab. Vic hatte schon einen Namen für das Gefährt im Hinterkopf, wollte ihn aber noch nicht preisgeben weil wir null Ahnung haben was für ein Vehikel uns untergejubelt wurde. Wir haben schon in Deutschland den Mietwagen gebucht.

Nachdem wir die Formalitäten geklärt hatten machten wir uns auf zum Parkplatz wo unser treuer Begleiter für die nächsten Tage stehen sollte. Vic drückte auf die Fernbedienung des Autoschlüssels und in dem Augenblick entgleisten mir alle Gesichtszüge. Ein lila Metallic Fiat Panda signalisierte uns mit dem Aufleuchten der Warnblinkanlage, hier bin ich, euer Gefährt.

Wir standen vor der größten Designkatastrophe die ein Ingineur jemals entworfen haben muss. Vic grinste und meinte, ich habe im Vorfeld an den Namen Polly gedacht und der Wagen sieht doch aus wie eine Polly. Ich bat Vic in Zukunft bei der Namensfindung ungesehner Autos Namen wie Herkules oder Bolide zu berücksichtigen.

Wir lassen es heute langsam angehen und schlendern ein wenig durch Playa de Santiago, jedenfalls war so der Plan. Einmal hin und wieder zurück. Zuerst mussten wir den Fahrstuhl nehmen der durch die Klippen bis an das Meer führt.

Wir schlendern ganz entspannt an der Uferpromenade entlang und philosophieren über unseren Urlaub vor fünf Jahren an diesem Ort. Einiges hat sich verändert aber sonst ist alles wie vor fünf Jahren. Leider musste ich feststellen das mein Restaurant, wo ich den besten Tintenfisch meines Lebens gegessen habe, nicht mehr existiert. Die Wirtschaftskrise zeigt sich deutlich. Es gibt sehr viel Lehrstand in Playa de Santiago.

Wir flanieren weiter durch dieses kleine Dorf bis zum Hafen. Hier kennt jeder jeden, standig grüßen sich die Einheimischen untereinander oder blockieren für einen kleinen Plausch mit ihrem Auto die einzige Straße. Auch wir werden immer wieder freundlich gegrüßt und erwiedern das auch. Es stellt sich ein sehr heimeliges Gefühl ein. Wir fühlen uns nicht als Fremdkörper-Tourist.

Im örtlichen Sparmarkt kauften wir uns noch etwas zu Trinken. Vic entdeckte eine uns noch unbekannte Limonade ich blieb lieber bei Wasser und das war auch gut so. Die Limonade schmeckte wie Hubba Bubba Kaugummie mit extra Zucker und als Geschmacksträger noch eine Prise Zucker. Darstellen sollte das aber eine Erdbeerlimonade, gut dass es drauf stand, rausgeschmeckt hätte das keiner.

Wir machten eine kleine Rast zum Füße hochlegen und beobachteten bei einer Zigarette den kleinen Hafen.

 

 

Plötzlich sprach uns ein alter Mann auf spanisch an. Wir waren aufgrund unserer rot-weißen Hautfarbe sehr leicht als Touris zu erkennen doch er redete munter drauf los. Mit unseren mehr als dürftigen Spanischkenntnissen erkannten wir sein Anliegen. Er sagte sehr freundlich das es nicht gut ist zu Rauchen, er selber habe 50 Jahre geraucht und er war immer außer Atem und seit sein Doktor es ihm verboten hat raucht er nicht mehr. Das war keinesfalls vorwurfsvoll ausgedrückt, es kam mehr wie ein großväterlicher Rat rüber. Danach verabschiedete er sich freundlich. Verrückte Begegnung, er hätte doch wissen müssen das wir ihn nicht verstehen und wir hätten ihn gar nicht verstehen können. Doch wir haben uns gegenseitig verstanden, das ist Gomera, verrückt und mysteriös.

Nachdem wir den Hafen gesehen haben hatten wir noch keine Lust auf das Hotel und beschlossen durch noch unbekannte Gassen zu flanieren. Es lohnt sich immer mal abseits der Touriautobahnen unterwegs zu sein. Oft ändert sich das Häuserbild schlagartig. Vieles wirkt auf uns Europäer runtergekommen und zerfallen, rein sachlich mag das so sein doch es versprüht eine gewisse Atmosphäre.

Nachdem wir unsere Runde beendet hatten kauften wir am Minimarkt noch Brot, Käse und Salami für unsere zukünftigen Wanderungen als Proviant ein. Ein Sixpack eisgekühltes Dorada durfte natürlich auch nicht fehlen. Dies diente allerdings der sofortigen Erfrischung im Hotel.

Nachdem die Elektrolytwerte unseres Blutes durch Hopfenkaltschale in Einklang gebracht wurden ging es weiter mit der Planung für morgen. Natürlich wollen wir auf Gomera nicht nur biertrinkend rum asseln. Vic hat eine Tour ausgearbeitet die wir morgen angehen, ich freue mich schon sehr endlich wieder durch die Brancos zu stiefeln. Gomera ist ein Wanderparadies.

Da Schiffe vom Balkon anschauen auch auf Dauer langweilig ist machten wir uns noch einmal per Pedes auf den Weg. Es gibt in der Nähe des Hotels einen einsamen Strand, den wahrscheinlich nie ein Hotelgast zu Gesicht bekommt. Wir kennen ihn und laufen noch einmal los. Wir können die Füße einfach nicht stillhalten.

 

 

Natürlich hatten wir noch ein weiteres Anliegen. Hier liegt der einzige Geocache in der Umgebung und der musste natürlich gefunden werden. Die Sonne brennt trotz Nachmittag unbarmherzig auf uns runter aber es ist einfach nur schön hier zu sein.

Den Geocache haben wir schnell gefunden und wir pausierten noch ein wenig unter einem schattenspendenden Baum und genossen einfach den Blick auf die unwirkliche Natur.

Natürlich mussten wir in der Gluthitze wieder zurück zum Hotel aber wir stellten fest das sich der Körper langsam an die Gegebenheiten anpasst, wir kommen langsam aber sicher wieder in den Tritt. Heute Morgen hätte ich nie an Wandern denken können, doch heute Abend habe ich Bock drauf. Es ist erstaunlich wie anpassungsfähig der Körper ist. Mit unseren Touren steigern wir uns langsam aber der Grundstein ist gelegt.

 

Wir legten nach der Tour noch eine kleine Siesta ein und dann war schon Zeit für das Abendessen.

Ab morgen geht es richtig los auf La Gomera, wir werden mit dem Mietwagen die tollsten Gegenden erkunden und zu Fuß an den unwirklichsten Orten dieser Insel unseren Fußabdruck hinterlassen.

Gute Nacht liebes Tagebuch

Und zum Abschluss noch ein Blick auf unsere Nachbarinsel Teneriffa

 

 

 

Donnerstag, 25. Juni 2015

La Gomera Anreise

Mein Motto lautet eigentlich dass das Leben zu kurz ist um zwei Mal den selben Ort zu bereisen. Es gibt noch genug schönes in der Welt zu entdecken und zu erleben. La Gomera ist da eine Ausnahme, vor ca fünf Jahren waren wir auf unserer Hochzeitsreise schon einmal hier und verliebten uns in diese kleine Insel.

Dadurch entstand eine tiefe Verbundenheit zu den kanarischen Inseln und wir beschlossen vor fünf Jahren, dass wir La Gomera auf jeden Fall noch einmal besuchen werden. Das selbe Hotel im selben Zimmer, herrlich spießig deutsch, blos keine Veränderungen. Ich werde die nächsten Tage noch auf unsere Motivation, diese Spießerexpedition durchzuführen, eingehen, heute ist es aber schon zu spät.

Und da kommen wir schon zu einem wichtigen Punkt, wer La Gomera von Deutschland aus bereisen möchte benötigt Zeit. Hier mal kurz und knapp unser Reiseplan.

Flug von Hannover nach Teneriffa 4,5 Stunden

Fahrt vom Flughafen zum Hafen 40 Minuten

Mit der Fähre von Teneriffa nach La Gomera 50 Minuten

Transfer vom Hafen zum Hotel 45 Minuten

 

Mit allen Wartezeiten kommen wir auf eine Reisedauer von 13,5 Stunden, das klingt total abschreckend. Aber es lohnt sich und wenn ihr wissen wollt warum und wie man sich so eine stressige Reise schön reden kann, dann viel Spaß bei unseren Reiseberichten der nächsten 14 Tage. Jetzt aber wieder von der Sachebene zum Tagebuch.

Vic leidet ja bekanntlich unter großer Flugangst und kurz nachdem Bert uns am Flughafen abgesetzt hat nahm sie erst einmal eine Flugangsttablette. Und ehe wir uns versahen standen wir schon in der Schlange zum einchecken. Wir hassen das und als wir am Schalter standen schaute uns die Tante hinterm Schalter wehmütig an und sagte, dass sie leider nur noch zwei Sitzplätze am Notausgang für uns hat. Für alle die nicht fliegen, im Flugzeug hat man soviel Beinfreiheit wie die Arme in einer Zwangsjacke. Aber am Notausgang ist enorm viel Platz damit das Flugzeug im Notfall über diese Reihe evakuiert werden kann. Diese Plätze werden auch als teure XXL Sitze für Menschen mit Übergröße verkauft. Mit einem breiten Grinsen nahmen wir gern diese Plätze an. Die Voraussetzung ist aber das wir körperlich fit sind um im Notfall die Türen zu öffnen.

Vic ist zugedröhnt und ich ziehe gern mal an irgendwelchen Hebeln um mal zu sehen was passiert. Also wir sind total in der Lage für die Sicherheit des Flugzeuges zu sorgen. Zur Not lande ich die Kiste auch, bei vier Versuchen am Simulator habe ich es auch einmal fast geschafft. Nach kurzer Befragung haben wir die Plätze sicher.

Jetzt heißt es wieder warten. Dabei entdeckte Vic einen Sektstand und da das hier ja Honeymoon 2.0 null ist stiefelte ich los um uns Blubberbrause zum Anstoßen zu besorgen. Als ich das Getränk käuflich erwerben wollte traute ich meinen Ohren nicht. Wenn wir uns an den Stand setzen ist der Sekt umsonst. Und Zack saßen wir beim Weinhändler und genoßen edlen Tropfen, natürlich mit dem Hinweis das wir auch etwas für die Kaffeekasse spenden könnten. Nach dem zweiten Glas schob ich mal einen Zehner über den Tresen und der Weinonkel konnte es nicht glauben. Ich sagte für die Kaffeekasse und er holte gleich neue erlesene Weine zum Probieren für uns. Der teuerste Wein kostete 45€ die Flasche.

Geil, wir sitzen im Flugzeug mit einem kleinen Schwips vom teuerem Fusel für lau, der Tag kann nicht besser werden haben wir gedacht. Die Zeit beim Weinonkel verlief wie im Flug und wir mussten uns beeilen um durch die Sicherheitskontrollen zu kommen. Und dann das nächste Wunder, wir dürfen unsere dicken Wanderstiefel anbehalten, normalerweise werden die als potentiell gefährlich eingestuft und müssen durch den Röntgenapparat fahren. Heute nicht, wir haben einen Lauf.

Der Flug mit den super Plätzen verlief total entspannt, keine Turbolenzen, Vic ist total entspannt, alles ist gut. Vielleicht halfen die zwei weiteren Sektgläser ein wenig nach aber wir sind total tiefenentspannt.

Dieser Urlaub ist etwas besonderes, nicht nur wegen La Gomera, auch die Anreise ist nicht ganz typisch für uns. Normalerweise fliegen wir zum Zielort und organisieren die Anreise zum Hotel selbständig. Bloß nicht mit den Massen in einem Kollektiv interniert durch die Touristengebiete getrieben werden.

Da die Logistik bezüglich der Anreise sehr aufwendig ist haben wir uns ergeben und sitzen nun im Tourbomber alias Reisebus und klappern alle Hotels ab um nach und nach die Sonnenanbeter raus zu werfen.

Auch wir werden in Los Christianos auf Teneriffa unserem Schicksal überlassen. Blöd ist nur das wir jetzt am Hafen sitzen und unsere Fähre erst drei Stunden später ablegt. Unser Gepäck können wir schon mal im Gepäckwagen parken und auch das einchecken im Hotel ist vom Fähranleger möglich. Das ist total cool, so können wir die Zeit für Formalitäten nutzen anstatt nur rumzugammeln. Alle Daten werden nach La Gomera übermittelt.

Da das aber auch keine drei Stunden dauert stiefeln wir bei wunderbaren 35°C an die Uferpromenade. Wir kauften uns noch eine Flasche Wein für den Abend und ließen uns in einer kleinen Bar nieder. Die Besitzerin kam aus Norwegen und wollte wissen ob wir mit dem Rucksack über die Insel Reisen. Immerhin waren wir in Wanderschuhen und mit Rucksack unterwegs.

Es entwickelte sich ein total ungezwungenes Gespräch über die Inseln, was wir vorhaben und was die Wirtin so macht. Smalltalk nervt mich gewaltig, besonders in Deutschland, es ist Zeitverschwendung und die Luft zum Atmen nicht wert. Aber hier war das anders, es gab ein wirkliches Interesse unter den Protagonisten und das ohne Zwang. Belanglose Worte wurden wertgeschätzt und hatten Sinn. Ich schwafele schon wieder aber das mag ich an fremden Ländern, die Menschen sind nicht so wie wir.

Aber die schönste Aussage der Wirtin war, dass sie Leute hasst die in ihre Bar kommen und nicht lächeln. Sie sagt zu den Gästen "Hey ihr seit im Urlaub das Wetter ist toll lacht doch mal" aber die wenigsten Menschen können sich an Wenig erfreuen. Mein Englisch ist nicht sehr gut aber auch ich verstand, dass sie solche Menschen am liebsten rauswerfen würde. Eine sehr sympatische Frau.

Wir wären gern noch länger geblieben aber unsere Fähre legt bald ab. Und mit nur 30 Minuten Verspätung stechen wir in See. Die Fred Olsen Fähre brachte uns sicher nach La Gomera und schon wieder saßen wir in einem kleinen Bus mit Touris auf dem Weg zum Hotel. Unterwegs mussten wir noch mal nothalten, ein Touri musste kotzen weil hier alle Straßen in Schlangenlinien verlaufen. Scheint wohl das falsche Reiseziel für diese Person zu sein, mir ist keine gerade Straße auf La Gomera bekannt.

Am Hotel Jardin Tecina ging dann alles ganz schnell, dank Pre Check auf Teneriffa gab es eine kurze Einweisung und Wegbeschreibung zum Zimmer. Wir mussten uns aber sputen weil die Zeit zum Abendessen bald rum ist.

Auf dem Zimmer traf uns der nächste Schlag. Wir wollten eigentlich in unser altes Zimmer und wir bekamen ein Zimmer ganz in der Nähe. Und das ist der Hammer, ein Eckbalkon ohne Nachbarn mit super Sicht, unsere Glücksträhne reist einfach nicht ab.

So jetzt muss mal Schluss sein wir haben 01:20 Ortszeit und es geht ins Bett, ich freue mich auf viele Abenteuer hier auf der Insel

Gute Nacht liebes Tagebuch