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Zitat
Wilhelm Busch

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Freitag, 11. Juli 2014

Teneriffa Tag 7 Abades

Teneriffa Tag 7 Abades

 

Oder morbide Faszination

 

Meine Prophezeiung von gestern ist eingetreten und ganz Teneriffa ist in eine einzige riesige Wolke gehüllt. An eine Bergwanderung ist nicht zu denken aber wir haben noch ein ganz besonderes Ziel auf Teneriffa im Fokus.

Heute waren wir an einem Ort an dem vor rund 70 Jahren niemand sein wollte trotz exzellenter Lage am Meer.

Wir waren in einer ehemaligen Leprakolonie. Eine riesige Stadt mitten im Nichts und diese wurde nur zu einem Zweck erbaut. Todkranke vom Rest der Gesellschaft isolieren. Leprakranke gibt es hier keine mehr dafür kann man auf halb legale Weise die alten Gebäude erforschen.

Eine kleine Geschichtsstunde (alle Angaben ohne Gewähr ich konnte die verschiedenen Quellen noch nicht prüfen):

 

Nach dem spanischen Bürgerkrieg hatten die Kanaren ein ernstes Problem in Form von immer mehr lepraerkrankten Menschen. Es gab zu diesem Zeitpunkt keine wirksame Behandlungsmethode. Es gab zwar ein Öl das aus einer Pflanze gewonnen wurde (Name vergessen) und gute Resultate bei der Behandlung erzielte doch der Bakterienstamm wurde im Laufe der Zeit resistent gegen das Öl.

Auf der ganzen Welt wurden Lepraerkrankte deshalb isoliert bis sie den Tod fanden.

So ist es auch auf Teneriffa geschehen. 1943 wurde eine eigene Stadt errichtet um die Kranken vom Rest der Insel abzuschotten. Als ich die Jahreszahl las, dachte ich das muss ein Fehler sein. Bei Lepra denkt man immer an die fiesen Szenen aus Mittelalterfilmen. Doch die Lepra wütet

auch heute noch, vor allem in Afrika und Indien.

In der Kolonie sollen 197 Menschen untergebracht worden sein. Und die Stadt wurde um ein Krankenhaus erweitert. Das Krematorium war vor dem Krankenhaus fertig.

Da sieht man mal wo der Schwerpunkt bei der Unterbringung lag. Bevor das Krematorium fertig gestellt wurde haben sie die Toten einfach bei Santa Cruz ins Meer verklappt.

Kurz bevor das Krankenhaus fertiggestellt wurde gab es plötzlich ein Heilmittel gegen die Erkrankung. Und die Bauarbeiten wurden gestoppt. Das Dorf wurde weiterhin betrieben bis alle Einwohner geheilt oder verstorben waren. Danach wurde dieser Ort einfach vergessen. Man sagt niemand wollte sich mehr mit der grausamen Geschichte dieses Ortes auseinander setzen.

Im Jahr 2000 übernahm das Militär das Dorf um hier den Häuserkampf zu trainieren. Überbleibsel der Militäranwesenheit findet man haufenweise noch heute. 2002 kaufte ein italienischer Investor das Gelände und wollte ein Luxushotel dort errichten, bevor das umgesetzt werden konnte verstarb er. Wenn man jetzt abergläubisch wäre würde ich sagen der Ort ist irgendwie negativ behaftet.

Stacheldraht Barriere
Rauch oder Blitzt Granate
Als wir so durch das Dorf liefen wurden wir vom morbiden Ambiente und der Geschichte total gefesselt. Die Größe des Areals ist beeindruckend. Ich habe in einem Artikel gelesen das der Ort ausgewählt wurde um es den Erkrankten so angenehm wie möglich zu machen. Doch dieses Dorf liegt mitten in einer kargen Wüste. Und auch heute gibt es nichts in der Gegend außer ein weiteres Dorf das aus geklonten Ferienwohnungen besteht. Das ist auch gruselig dort.

Wenn dieser Ort also bei Kranken für Wohlbefinden sorgen soll was machen die hier auf der Insel nur mit den gesunden Menschen. Die Einwohner der Kanaren haben einen seltsamen Humor.

Wir schlenderten sehr lange durch die verfallenen Gebäude und es kam eine apokalyptische Stimmung auf. Untermalt wurde das ganze durch einen Hubschrauber vom Militär der nur ein Steinwurf von uns immer und immer wieder das Absetzen von Lasten zwischen den Gebäuden übte. Irgendwie erinnerte mich das auch ein wenig an die Berichte aus Afghanistan. Totale Gänsehautstimmung.

Wir erkundeten die Gebäude und ließen die Stimmung auf uns wirken. Die Faszination des Morbiden.

Wenn jemand weitere Infos zum Ort hat kann er mir bitte einen Kommentar im Blog hinterlassen.

Nur schwer können wir uns von diesem Ort lösen aber ein weiterer Lost Place wartet auf uns.

Mein Fazit zum Geisterdorf: Hier wurden Menschen zum Sterben interniert danach wurden Menschen zum töten Lernen hergebracht und als das Leben hier Einzug halten sollte verstarb der Initiator. Welch Ironie des Schicksals.

Wieder am Mietwagen sind wir immer noch total überwältigt von der Location.

Ein weiterer Lost Place stand heute noch auf dem Plan. Hier in der Nähe gab es noch ein verlassenes Freibad wo auch ein Geocache liegt. Nach kurzer Fahrzeit haben wir auch diesen Ort erreicht.

Ein Paradebeispiel für das Geschäftsmodell Freibad in unmittelbarer Nähe zum Meer mit Strand.

Hier muss einiges an Infrastruktur geplant worden sein und wurde auch teilweise umgesetzt. Und jetzt verrottet alles. Vom Freibad geht noch eine Treppe in die Wüste und Fußwege wurden angelegt. Doch weiter gibt es einfach nichts. Leider habe ich keine weiteren Infos zu einem weiteren kanarischen Baufiasko. Solche Dinge sieht man auf den Kanaren oft. Zufahrtswege mit Laternen und Parkbuchten mitten im Nichts. Und die Natur holt sich alles langsam aber sicher wieder zurück.

Als wir unseren Geocache gefunden haben und ich mich aus meinem Loch befreit habe beratschlagten wir was es noch zu entdecken gibt.

Das Wandern kam heute etwas zu kurz und wir sahen am Horizont einen Leuchtturm. Also machten wir noch einen Schlenker durch die Steinwüste zur Küste. Dabei passierten wir noch ein Dörfchen mit landestypischer Kapelle.

Der kleine Umweg zum Auto hat sich gelohnt. So konnten wir die Facetten der Südinsel auf uns wirken lassen. Wenn auch die Lost Places die stärksten Eindrücke hinterlassen haben. Heute war ein richtiger Endzeit-Motto-Tag. Es fehlte nur noch das uns Mad Max mit seinem Gefolge begegnet wäre.

 

Für heute reicht es mit der Endzeitstimmung, wir machen uns wieder auf den Weg ins Hotel. Immerhin haben wir wieder 180 Km im Auto verbracht.

Aber das hat sich gelohnt diese Stimmung im Geisterdorf und die ganzen visuellen Eindrücke gepaart mit Kopfkino sind der Hammer.

 

In diesem Sinne

 

Gute Nacht liebes Tagebuch

 

PS: Als Vic und ich so durch die Gebäude wandelten war absolute Stille und wir waren total gefangen von der Atmosphäre. Was dann eine plötzlich startende Taube mit dem Gemütszustand anstellt kann man sich wohl denken.

 

 

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