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Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:
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Zitat
Wilhelm Busch

Geocaching

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Samstag, 22. November 2014

Video Schierke

Natürlich darf ein Video von unserem Urlaub nicht fehlen. Aufgrund des Wetters konnte ich wenig fotografieren, aber mit meiner wasserdichten Action Cam konnte ich ein wenig filmen. Viel Spaß beim anschauen.

Freitag, 21. November 2014

GPS Tracks unserer Harz 2014 Tour

Hier könnt ihr die drei großen Touren auf GPSies.com nachvollziehen und für euer GPS Downloaden. GPSies gibt es auch als kostenlose App für euer Smartphone falls kein GPS Gerät zur Verfügung steht.

 


Donnerstag, 20. November 2014

Schierke Tag 4 Wandernadel

Gestern musste ich noch meine Fertigkeiten als Sani unter Beweis stellen. Vic's Fuß wurde doch ein wenig mehr beansprucht als gedacht. Leider ist das in unseren Urlauben mittlerweile traurige Routine.

 

Heute ist unser letzter Tag im Harz und wir checken um 10:30 aus dem Hotel aus. Wir möchten den Tag aber noch ein wenig nutzen und den Harz unsicher machen. Geplant war auf den Spuren von Vics erstem Urlaub als Kind Sorge und Elend zu besuchen und danach einen Abstecher nach Wernigerode zu machen.

Gesagt getan, wir fuhren mit dem Auto durch Sorge und Elend in der Hoffnung Vic erkennt einige Orte aus ihrem ersten Urlaub wieder. Doch Fehlanzeige, es hat sich viel im Ostharz verändert. Ich kann das bestätigen mit Ostharz verbinde ich eigentlich die schönere Natur mit den hässlichsten Städten. Die Zeiten der verfallenen Häuser sind aber längst vorbei.

Des Weiteren fehlt uns noch ein Stempel für die Bronzene Harzer Wandernadel und Vic mustert die Karte mit den Stempelstellen und sie entdeckt den Königshütter Wasserfall der auch eine Stempelstelle besitzt. Kurzerhand fahren wir zum besagten Wasserfall. Wir stehen total auf Wasserfälle egal wie groß oder klein. Wir richten ganze Wanderungen nach Wasserfällen aus, leider auch oft auf den Kanaren wo ein Wasserfall selten Wasser führt. Dieser führt aber Wasser und ich beschreibe ihn mit nur einem Wort, Schön.

Die Stempelstelle musste mühsam erklommen werden. Die Schwierigkeit bestand eher darin nicht auszurutschen und in voller Länge den Hang runterzurutschen. Habe ich schon erwähnt das es matschig war. Vic blieb mit ihren Turnschuhen lieber unten und ich wackelte mich nach oben zum Wasserfall und ergatterte den begehrten Stempel.

Danach wollten wir nach Wernigerode zum Baumkuchenhaus. Als Vic uns mit der Landkarte durch die Landschaft navigierte fiel ihr noch eine weitere Stempelstelle an einem Bergwerk auf. Das wollten wir uns mal anschauen. Am Bergwerk angekommen fanden wir die Stempelstelle nicht auf Anhieb und ich fragte Vic ob sie nicht mal ein Blick auf ihr GPS werfen könnte.

Und ab da brach Panik aus das GPS lässt sich nicht finden. Wir räumen den Kofferraum aus durchwühlen die Rucksäcke aber das verdammte GPS bleibt verschollen. Man sollte GPS Empfänger für GPS Geräte erfinden.

Wir versuchen den kompletten Tag zu rekapitulieren und kamen zum Entschluss das Gerät muss noch im Hotel liegen oder ist wech.

Vic rief im Hotel an und fragte ob sich das Gerät noch dort befindet, man verspricht uns nachzuschauen und zurück zu rufen. Banges Warten beginnt und nach endlosen Minuten kommt der erlösende Anruf das Gerät wurde gefunden. Wernigerode ließen wir ausfallen und machten uns wieder auf den Weg nach Schierke um das Gerät abzuholen. Aber vorher holten wir uns noch den Stempel vom Bergwerk ab. Die Stempelstelle war übrigens ganz einfach zu finden. Gott sei Dank waren wir blind sonst wäre der Verlust des GPS Gerätes erst in Hildesheim wieder aufgefallen.

Wieder in Schierke holten wir das GPS und konnten noch eine schöne Aufgabe erledigen. Wir holten uns aus der Tourismusinformation nach Vorlage unserer Wanderpässe die Harze Wandernadel in Bronze ab. Damit bekommt man nirgendwo Freibier oder darf umsonst parken. Dennoch sind wir ein wenig stolz auf das Stück Blech, wir haben einige Strapazen dafür auf uns genommen. Wer das nicht nachvollziehen kann scrollt bitte noch einmal nach oben und betrachtet den Fuß von Vic.

Wir haben jetzt auch keinen Bock mehr und wollen nur noch nach Hause. Also schmiss ich das Auto Navi an und folgte stumpf den Anweisungen aus dem schwarzen Kasten. Zu unserer Überraschung führte das Navi uns mitten durch Wernigerode und sogar am Baumkuchenhaus vorbei.

Das schauten wir uns kurz von innen an und kamen zum Entschluss das die Werbung mehr versprach als in Realität vorhanden ist. Ohne etwas käuflich zu erwerben machten wir uns vom Acker und nach gut einer Stunde waren wir auch wieder in heimischen Gefilden.

 

Fazit

 

Hotel Brockenstübchen

Wir empfehlen das kleine Hotel gern weiter. Sehr saubere Zimmer und freundliches Personal machen das Brockenstübchen zum idealen Ausgangspunkt um den Harz rund um Schierke zu erkunden.

Abstriche muss man aber in der Küche machen. Das Frühstück ist mehr als spartanisch und die Qualität des Abendessens war sehr durchwachsen. Als Beispiel, alle Fleischgerichte waren wirklich mehr als totgebraten, Salatbeilagen ohne Dressing. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Als Vic nach vegetarischen Bratkartoffeln fragte sagte man ihr die sind alle mit Speck. Das spricht für das Verwenden von Fertigbratkartoffeln, was ich geschmacklich bestätigen kann. Wir wissen nicht ob die Küche in der Hauptsaison besser und frischer ist, uns stellte sie leider nicht zufrieden.

 

Insgesamt hatten wir einen super Kurztripp im Harz. Das Wetter war miserabel aber auch schlechtes Wetter kann einen hohen Unterhaltungswert haben. Es gibt ja kein schlechtes Wetter nur schlechte Kleidung. Und bei dem Satz muss ich daran denken den Hersteller meiner Regenjacke einen fetten Beschwerdebrief zu schreiben.

 

Zum letzten Mal aus dem Harz

 

 

Gute Nacht liebes Tagebuch

 

 

Schierke Tag 3 Klippen und so

Gestern Abend stellten wir fest das unser Hotel damit wirbt das jedes Zimmer Waldblick besitzt. Als wir heute Morgen aus unserem Fenster schauten wurden wir uns schnell einig, vier Birken vor Reihenhäusern stellen keinen Waldblick dar.

Also gingen wir erst mal frühstücken. Das Angebot war mal wieder sehr spartanisch und die Milch für den Kaffee wurde wie gewohnt stark rationiert. Da stell ich mir doch die Frage ob Milchprodukte in der ehemaligen DDR Mangelware waren und sich hier noch nicht rumgesprochen hat das der Liter Milch für wenig Geld im Supermarkt 500 Meter neben dem Hotel zu finden ist. Wir werden es nie erfahren.

Vic hat gestern noch eine Wandertour geplant, die Idee kam aus einer Info Broschüre im Hotel. Wir wollen heute zu den Leistenklippen über den Moorstieg. Das Info Heft beschreibt den Weg so:"Der Moorstieg wurde im Sommer 2014 wieder neueröffnet und ist ein wildromantischer Weg auf Holzbohlen." Vic ergänzte die Tour noch um den Trudenstein und Ahrensklint. Insgesamt eine schöne 11 Km Runde auf guten Wegen.

Unsere Regensachen blieben heute im Rucksack und hoch motiviert stiefelten wir los zum Bahnhof in Schierke. Schon beim leichten Anstieg zum Bahnhof hustete ich mir die Lunge auf links und verbrauchte auf einen Km eine Packung Taschentücher. Diese verdammte Erkältung lässt mich einfach nicht los und meine Leistungsfähigkeit gleicht einem sterbenden Faultier. Am Bahnhof angekommen brauchte ich eine kleine Pause und hoffte insgeheim die Brockenbahn zu sehen. Der blöde Zug ließ sich natürlich wieder nicht blicken und wir wanderten weiter Berg auf. Immer noch sagt mir mein Körper das dieses Unterfangen totaler Blödsinn ist.

Wir laufen erst auf breiten Forstpisten und biegen dann ab auf kleine Waldwege die aus Felsblöcken Wurzeln und viel Wasser bestehen. Jeder zweite Schritt landet in einer Pfütze bzw. in einem Rinnsal. Wir bekommen ein wenig den Eindruck ein aktives Flussbett zu bewandern.

Endlich stoßen wir auf den Moorstieg und der Name ist Programm. Wo sind denn nur die wildromantischen Wege auf Holzbohlen?

Es folgte ein steiler Anstieg durch Matsch immer wieder versinken wir tief im Schlamm und das Gehen wird sehr mühsam. Aber die unfreiwillige Schlammpackung scheint meiner Gesundheit gut zu tun. Die Nase ist wieder frei und der Husten ist auch fast vorbei außerdem macht das Wandern wieder Spaß. Jedenfalls bis man wieder unerwartet im Morast versinkt.

Sporadisch tauchen wirklich die Holzbohlen auf aber nur sehr unregelmäßig. Natürlich endet eine solche Befestigung immer vor einem so morastigen Untergrund das wir befürchten als Moorleiche zu enden.

Erst das letzte Stück des Moorstiegs ist durchgängig befestigt. Und genau das Stück nutzen wir für eine Pause und genießen nicht die tolle Aussicht sondern die unglaubliche Stille mitten im Nebel.

Ich erwähnte noch beiläufig das wir den nächsten Urlaub doch lieber in Holland machen sollten. Vic konterte mit den Worten, das sagst du jedes Mal wenn wir auf einem blöden Berg sitzen. Insgeheim macht uns so ein Mist aber tierischen Spaß.

Nach dem Moorstieg ging es durch dichten Nadelwald mit dem gewohntem Wegbild weiter, Steine Wasser und Schlamm. Kurze Zeit später erreichen wir die Leistenklippen. Wir holen uns noch den Wanderstempel ab und erklimmen auf Metalleitern die Klippen. Dort finden wir noch einen Geocache und vermissen mal wieder die Aussicht. Man schaut einfach in eine graue Wand. Da es dort oben ziemlich kalt und windig ist steigen wir auch schnell wieder ab.

Und weiter geht es zum Trudenstein. Eine Wegbeschreibung erübrige ich mir es gab Steine Schlamm und Wasser. Nur eins war neu wir mussten ein Gebiet mit viel Windbruch queren. Das bedeuten auch noch klettern über jede Menge umgestürzte Bäume. Und das immer steil bergab.

Am Trudenstein pausierten wir ein wenig und konnten einem kuriosen Schauspiel beiwohnen. Der Weg bestand mittlerweile aus einem breiten Forstweg auf dem ein Minibagger stand. An dem Minibagger war ein Presslufthammer montiert und der Fahrer zertrümmerte Felsen mit seinem Gespann am Wegesrand. Das erscheint alles mehr als sinnbefreit, die Felsbrocken liegen da wahrscheinlich mehr als 100 Jahre und haben niemanden gestört. Doch jetzt hat ihre Stunde geschlagen Bodo mit dem Bagger macht aus Fels Staub. Vielleicht ist das eine ABM Maßnahme vom Arbeitsamt denn im Harz gibt es genug Fels zu pulverisieren auch wenn es keinen Sinn ergibt.

Weiter geht es zum Ahrensklint, diesmal über gut ausgebaute Forstwege. Wahrscheinlich sind die Wege nur wegen Bodo mit dem Bagger so gut.

Als wir am Ziel ankamen sahen wir nur die übliche Stempelstelle und eine Kreuzung mit mehreren Wanderwegen mitten im Wald. Was jetzt genau ein Ahrensklint ist und was der so macht ist uns schleierhaft vor allem warum die Kreuzung so berühmt sein soll. Visuell macht sie nichts her und ich bemängele noch das es keine Bank zum pausieren gibt noch nicht mal ein Stein zum Sitzen ist vorhanden. Wir sind ratlos und Vic mustert den Wegweiser, es gibt drei Richtungspfeile aber vier Wege. Vic geht ein wenig den nicht ausgeschilderten Weg entlang und ich höre wildes Gelächter. Als ich folge verstehe ich, eine riesige Klippe tut sich auf und zum sitzen gibt es mehr als genug Steine. Wir lachen uns fast ins Koma wie kann man so etwas übersehen.

Wir machen uns auf die letzten km bis Schierke zu bestreiten. Und der hat es in sich wieder geht es über Felsblöcke und Schlamm steil bergab. Vic hat arge Probleme mit ihren Füßen und bei mir machen die Knie Probleme. Mit total geschundenen Füßen erreichen wir endlich wieder Schierke. Es waren nur 12 Km Weg aber die Beschaffenheit hat uns sehr viel Kraft gekostet. Gerade das Laufen im Schlamm war anstrengend. Zum Vergleich auf unserer Brockentour waren wir 5 Stunden für 17 km unterwegs mit kurzen Pausen. Heute waren wir 5,5 Stunden für 12 Km mit kurzen Pausen unterwegs.

Was lernen wir aus der Erfahrung, wildromantische Wege sind ein sehr dehnbarer Begriff. Aber die Tour hat trotz aller Anstrengungen richtig Spaß gemacht. Die Landschaft war wunderschön und abwechslungsreich.

Übrigens haben wir heute den siebten Stempel erwandert uns fehlt noch einer für die Harzer Wandernadel in Bronze. Morgen wollen wir den Letzten erwandern. Wir leiden jetzt noch ein wenig über Fußschmerzen im Hotel und ich sage wie immer

 

 

Gute Nacht liebes Tagebuch

Ps: Wir waren gerade noch eine Rauchen vor der Tür und was mussten wir sehen. Der Himmel klart auf und wir konnten den Sternenhimmel sehen. Wetter ist ein Arschloch.

 

 

Dienstag, 18. November 2014

Schierke Tag 2 Brocken Tour

Als wir heute Morgen aus dem Fenster schauten wurde die Wetter Prognose von gestern grausame Realität. Ganz Schierke liegt im Nebel und es regnet. Von schlechtem Wetter lassen wir uns aber nicht entmutigen und halten an unserem Plan fest den Brocken zu besteigen. Aber vorher gab es erst einmal Frühstück. Das demotivierte uns aber mehr als das Wetter. Gerade einmal drei matschige Aufbackbrötchen liegen noch am Buffet und die Aufschnitt Auswahl ist eher für Mönche im Hungerstreik. Wir orderten erst einmal einen Kaffee und bunkerten die drei Matsch Brötchen bei uns. Mit Futterneid in den Tag kein gutes Omen. Als unser Kaffee am Tisch war schenkte sich Vic Milch in die Tasse und stellte fest im Milchkännchen wurde nur der Boden mit Milch benetzt. Ich orderte noch einmal Milch nach und auch im zweiten Kännchen war weniger Milch als Wasser in der Wüste. Offenbar gilt hier das Motto weniger ist mehr.

Nach dem Frühstück ging es dann los wir machten uns auf zum Brocken. Vorher haben wir uns komplett in Regenklufft geworfen und waren somit immun gegen den echt fiesen Nieselregen der versuchte jede Lücke in unserem Regenpanzer zu nutzen um uns nass zu machen. Zum Glück ist es noch sehr kalt dabei.

Kurz nach Schierke kamen wir zum Anfang des Eckerlochstieges und wurden in unserem Elan heftig gebremst. Der Weg ist wegen Baumfällarbeiten gesperrt.

Wer unsere Reiseberichte aus Teneriffa kennt weis das wir eine unnatürliche Gabe besitzen gesperrte Wege zu finden. Vic befragt das GPS Orakel und findet einen Alternativweg, der führt aber erst einmal über nervigen Asphalt auch Brockenstraße genannt. Der Regen wird heftiger und wir tapsen etwas missmutig über den Asphalt, schön ist anders.

Nach einiger Zeit konnten wir wieder auf den Eckerlochstieg abbiegen. Der ist sehr gut ausgeschildert und wenn auf einem Wegweiser "sehr steiler Anstieg" steht kann man dem Schild ruhig Glauben schenken.

Es geht immer steil bergauf und der Weg besteht aus großen Felsblöcken und blanken Baumwurzeln. Der Eckerlochstieg ist definitiv einer der schönsten Wege um auf den Brocken zu gelangen. Alles ist sehr urwüchsig und durch den dichten Nebel verschwimmt die Landschaft zu einer verwunschenen Märchenlandschaft. Die Stimmung wird noch durch die Pfeife der Brockenbahn die ständig durch den Wald hallt untermalt.

Je höher wir steigen desto kälter wird es und die feuchte Luft kriecht in jede Ritze unserer Ausrüstung.

Eigentlich ist der Weg mit gutem Schuhwerk und ein wenig Trittsicherheit gut zu meistern doch da es seit Stunden ununterbrochen regnet ist der Weg eine Mischung aus Fluß und eingeöltem Kopfsteinpflaster. Jeder Schritt will gut überlegt sein. Das Wetter hat aber auch Vorteile, wir sind auf dem gesamten Eckerlochstieg allein unterwegs wir treffen keine Menschenseele.

Am Ende vom Eckerlochstieg treffen wir wieder auf die so geliebte Brockenstraße. Sofort schlägt uns ein eisiger Wind ins Gesicht und wir bekommen den ersten Schnee zu Gesicht oder besser gesagt ins Gesicht. Jetzt stelle ich fest das meine Regenjacke an beiden Unterarmen großflächig undicht ist. Meine unteren Bekleidungsschichten sind komplett nass und der unerbärmliche Wind lässt mich das nicht so schnell vergessen. Am höchsten Punkt des Brockens versuche ich mich zu orientieren doch die Sicht liegt bei null. Weder der große Funkturm noch irgend ein Gebäude ist überhaupt zu erahnen. Ich blicke zur Orientierung noch mal auf mein GPS und musste feststellen das die Kartenansicht im GPS ausgefallen ist. Ich sehe im Display das gleiche Bild wie um mich herum nämlich nichts. Vic ihr GPS funktioniert noch und sie lotst uns zur Stempelstelle am Brockenmuseum. Und wie aus dem nichts tauchen 10 Meter vor uns plötzlich Gebäude auf.

Dort versuchten wir im strömenden Regen unsere Wanderpässe abzustempeln was sehr schwierig ist wenn der Stempel auch noch erkennbar sein soll. Nach dem das erledigt ist ziehen wir uns in eine Schutzhütte zurück ich muss unbedingt meine Iso Jacke anziehen durch meinen Wassereinbruch kühle ich verdammt schnell aus. Vic ihre Ausrüstung hält dicht.

Wir machen noch ein Foto von uns auf dem Brocken (ja es ist der Brocken, außerhalb der Schutzhütte wäre meine Kamera abgesoffen) und beginnen den Rückweg. Wir waren 2,5 Stunden unterwegs um einen Stempel abzuholen und eine zu rauchen. Ein wenig verrückt ist das schon. Übrigens hatte der Brockenwirt dicht und wir konnten kein Bierchen am Gipfel schlürfen. Aber für wen sollte der Brockenwirt auch öffnen insgesamt treffen wir vier Wanderer am Brocken. Normalerweise muss man aufpassen dort nicht tot getrampelt zu werden wir mussten nur aufpassen nicht zu erfrieren. Die Temperatur lag bei ca. 0°C aber der Windchill macht daraus gefühlte -25°C.

Auch wenn wir null Sicht hatten und wir nur kurz auf dem Brocken verweilten war die Atmosphäre der Wahnsinn.

Wir machen uns an den Abstieg, wir gingen nicht über den Eckerlochstieg zurück sondern folgten der Brockenstraße. Der Abstieg erfolgt sehr zügig und wir machen noch einen Abstecher auf den Urwaldstieg wo auch noch ein Geocache liegt.

Weiter ging es zur Stempelstelle Gelber Brink und von dort aus folgten wir wieder urigen Pfaden Richtung Schierke.

Insgesamt haben wir heute drei Stempel für die Harzer Wandernadeln erwandert und kommen ziemlich erschöpft wieder in Schierke an. Unsere Körper sind immer noch angeschlagen von der Erkältung. Bevor es aber wieder ins Hotel geht machen wir noch einen Abstecher in den Supermarkt um uns ein Feierabend Bier zu besorgen.

Unser Hotelzimmer sieht mittlerweile aus wie ein Outdoorladen. Jeder Quadratzentimeter wird genutzt um unsere Ausrüstung zu trocknen. Wir waren insgesamt 5 Stunden im dauerregen unterwegs und alles ist Klamm oder näher am Aquarium als ein Goldfisch.

Das Abendessen war heute ganz in Ordnung und wir lassen den Abend gemütlich ausklingen.

 

Mal sehen was wir morgen verrücktes machen.

 

Gute Nacht liebes Tagebuch

 

 

Schierke Tag 1 Schnarcherklippen

Die letzten Wochen der Lohnsklaverei waren für mich und Vic gelinde gesagt ziemlich für den Po und wir planten schon seit einiger Zeit eine kleine Auszeit. So sehr wir andere Länder lieben so unwahrscheinlicher war es ins Ausland zu reisen. Die Rahmenbedingungen gaben es einfach nicht her.

Unser Reiseziel fiel aus logistischen Gründen auf den Harz um genauer zu sein Schierke im Harz. Schöne Reiseziele müssen nicht immer weit wech sein.

Bei bestem Wetter fuhren wir in Hildesheim los. Der Himmel war blau und die Sonne lachte uns Reisenden ins Gesicht. Vic fand das beim Autofahren weniger erfreulich da sie ihre Sonnenbrille zu Hause gelassen hat. Unterwegs machten wir noch in Torfhaus einen kleinen Halt. Dort gibt es seit einiger Zeit eine neue Globetrotter Filiale. Dort kauften wir für Vic noch eine Regenhose. Die Wetterprognose der kommenden Tage ist extrem schlecht, Regen Nebel Wind Kälte. Typisches Harz Wetter halt, das hält uns aber nicht davon ab um munter durch die Gegend zu stiefeln um die Birne frei zu bekommen.

Der Check in im Brockenstübchen verlief sehr freundlich und unkompliziert. Nur die 15 € Kurtaxe für zwei Personen und drei Nächte finde ich mal wieder unverschämt. Auch wenn ich mich ungern als Tourist bezeichne bin ich Einer. Ich bezahle meine Unterkunft gehe regional Essen und kaufe meine Vorräte im örtlichen Geschäft. Ich bringe also Devisen in eine Region und darf für meine bloße Anwesenheit noch extra zahlen. Da geht es mir weniger um das Geld vielmehr um das Prinzip. Eine Zwangsabgabe die den Aufenthalt an einem Ort der BRD legitimiert ist nicht im Sinne eines freien Landes, meiner Meinung nach.

Aber weiter zu unserer Unterkunft. Das Brockenstübchen ist ein kleines Hotel in Schierke und alles wirkt sauber und ordentlich. Die Unterkunft hat den typischen ländlichen Pensionsflair was in keiner Weise negativ gemeint ist. Es gab noch ein wenig Smal Talk mit dem "Herbergsvater" und als wir ihm den Plan mitteilten morgen den Brocken zu besteigen (morgen gibt es echt mieses Wetter) versuchte er uns doch zu überreden es lieber heute zu tun. Gemeinsam kamen wir aber doch zum Entschluss das es schon viel zu spät ist. Sein Gesicht wirkte aber immer noch sehr besorgniserregt. Man muss aber auch erwähnen das unsere Unterkunft wohl eher Rentner beherbergt und keine vitalen Typen wie uns (obwohl ich vital ein wenig revidieren muss).

Kurz nach dem wir unsere Sachen unsystematisch im Zimmer verteilt haben ging es raus, wir wollen Schierke erkunden. Ich war das letzte Mal Mitte der neunziger Jahre im Ort und es hat sich einiges verändert soweit ich mich erinnern kann. Was besonders auffällt ist das man sich in jedes Haus im Ort als Tourist einmieten kann. Jede noch so kleine Hütte hat ein zu vermieten Schild an der Front. Dieser Umstand macht aus einem sehr ursprünglichen kleinen Harzdorf eine Art Disneyland für Wanderer. Der Tourismus ist übermäßig allgegenwärtig.

Wir schlendern weiter durch Schierke und kaufen uns im Supermarkt ein etwas anderes Frühstück. Es ist mittlerweile schon nach 14:00 Uhr und wir haben den Tag über noch nichts gegessen.

Mit unserer Beute machen wir auf einer Bank in einem sehr schönen Park rast und aßen unsere Brötchen mit Babybel.

Frisch gestärkt suchten wir noch einige Geocaches und stellten fest das Schierke kleiner ist als man denkt. Ein Blick auf die Landkarte ergab das die Schnarcherklippen nur einen Km Luftlinie von uns entfernt liegen. Die Schnarcherklippen sind eine Felsformation im Wald am Ortsrand von Schierke. Und vermutlich war Vic dort schon einmal als Kind. Der Aufstieg wurde ihr aber aufgrund von Eis und Schnee damals verboten, wir möchten das heute nachholen.

Der Weg führt an einem alten DDR Erholungsheim vorbei und dann geht es an einer leichten Steigung immer weiter in den Wald hinein. Der Weg ist sehr schön aber mein Körper ist fast am Ende. Ich lag die letzten drei Tage wortwörtlich flach eine Erkältung hat mich ziemlich geschwächt und das merke ich deutlich. Vic rennt förmlich die leichte Steigung hoch und ich muss immer wieder pausieren auch mein Kreislauf will nicht so wie ich es möchte.

Ich versuche mein Tempo zu finden und wir erreichen doch noch die Schnarcherklippen. Die Felsformationen sind echt beeindruckend und wir erkunden das Gelände ein wenig. Natürlich liegt hier auch ein Geocache, den wir aber nicht finden.

Vic findet aber etwas anderes, nämlich eine blaue Leiter die die Klippen hochführt. Die Leiter kommt ihr aus der Kindheit bekannt vor und wir beschließen dort hoch zu klettern. Zwei Dinge sind etwas problematisch alles ist nass und rutschig und wir sind im schönsten Abendgala Outfit unterwegs das beinhaltet auch Schuhe die null Profil aufweisen. Total klug da eine klapprige rutschige Leiter hoch zu klettern. Des Weiteren fühle ich mich immer noch nicht besser mein Körper ist einfach ziemlich geschwächt. Doch der Entdeckergeist lässt uns nicht Ruhen wir müssen dort hoch um runter zu schauen. Technisch ist das auch nicht schwierig nur sollte man keine Fehler machen. Ich pfeife aus dem letzten Loch und erklimme eine Stufe nach der anderen. Nach einigen weiteren Klettereinlagen über Felsen stehen wir auf dem Gipfel. Ein wunderschönes Panorama eröffnet sich uns. Und in diesem Augenblick schaltet mein Körper um ich fühle mich um einiges fitter, genieße den Ausblick und tanke mentale Kraft. Der Sonnenuntergang ist einfach der Hammer und wir fühlen uns gut.

Nur ist es ein wenig komisch wie wir von einem Dorfspaziergang plötzlich auf einem Felsen landen konnten.

Da die Sonne untergeht und wir nur eine Taschenlampe mit haben machen wir uns an den Abstieg.

Wir verlassen diesen schönen Ort aber nicht ohne unsere neu erworbenen Wanderpässe an einer Stempelstelle an den Schnarcherklippen abzustempeln. Unser erster Stempel im Wanderpass.

Es gibt im gesamten Harz 222 Stempelstellen und diese sind an besonders schönen Orten angebracht. Nach einer gewissen Stempel Anzahl im Pass erreicht man diverse Wandernadeln (Bronze, Silber, Gold) wir sind halt Jäger und Sammler ;-)

Nach dem Stempeln hat Vic einen alternativen Rückweg auf dem GPS erspäht und wir laufen wieder zurück nach Schierke. Der Weg besteht aus vielen Steinen und Baumwurzeln. Und es kam so wie es kommen musste das falsche Schuhwerk und die Feuchtigkeit brachten Vic zum straucheln. Besser gesagt sie fiel ungebremst auf ihren Arsch, und das schepperte dermaßen das ich schlimmste Verletzungen befürchtete. Doch es ist nichts passiert. Wir fanden das beide im Nachhinein sehr belustigend, nun gut ich lachte ein wenig mehr. Aber Vic hat von mir noch einen Schluck Medizin aus dem Medipack bekommen. Und wer jetzt lästert sollte mal in die Apotheke von Schierke gehen da wird der gute Gesundheitstropfen angeboten und er hilft. Erfunden wurde dieses Elexier von einem Herrn Feuerstein.

Die Dunkelheit bricht herein und mit dem letzten Tageslicht verlassen wir den Wald und sind wieder in Schierke. Es war eine schöne kleine Tour mit doch 11 Km Fußweg, obwohl wir doch nur durch den Ort schlendern wollten.

Wieder im Hotel tranken wir noch ein Glas Wein auf unserem Zimmer und entschlossen uns im hoteleigenen Restaurant die Energiereserven wieder aufzufüllen. Das Hotel wirbt auch mit vegetarischer Küche.

Ich bestellte mir das Holzfällersteak mit Bratkartoffeln und Vic wollte frische Waldpilze mit Bratkartoffeln (Tagesangebot) doch es war nicht möglich die Bratkartoffeln ohne Speck zu bekommen. Es gibt auch zwei vegetarische Schnitzelarten auf der Karte die wir eindeutig der Marke Valess zuordnen konnten. Vic bestellte ein solches Schnitzel mit Pilzen und Kartoffeln.

Das Essen war für uns beide nicht wirklich berauschend und die Küche wirft Fragen auf. Gekochte Kartoffeln sind vorhanden aber vegetarische Bratkartoffeln sind nicht möglich. Und mein saftiges Schweinesteak hatte leider Original die Konsistenz eines auf einem Festival gegrillten Steak was zur späten Nachtstunde noch einmal auf dem Grill geworfen wurde.

Wir müssen endlich mal lernen uns zu beschweren bei solchen Umständen. Wir als Outdoorer gehen halt nach dem Motto friss oder stirb.

 

Wir lassen den Tag bei einem weiteren Glas Wein ausklingen und schreiben Tagebuch. Das Hotel/Pension Brockenstübchen gefällt uns bisher ganz gut. Und es gibt W-Lan umsonst das möchte ich mal positiv hervorheben. Auch wenn es etwas merkwürdig ist das man 5 € Pfand für einen Code auf Plaste Karte hinterlegen muss mit dem man sich einloggen kann. Aber die wollen ja ihren W-Lan Schlüssel auch zurück haben. Sehr oft werden hier die Passwörter nicht geändert wahrscheinlich nie, sicher ist anders.

 

Morgen geht es auf den Brocken und wir freuen uns auf Mist Wetter und Matsch. Weitsicht wird überbewertet. In dem Sinne

 

Gute Nacht liebes Tagebuch

 

 

Dienstag, 2. September 2014

Video zur Rennstieg Wanderung

Hier könnt ihr das Video zu meiner Hildesheimer Rennstieg Wanderung ansehen. Einen Reisebericht werde ich in den nächsten Tagen verfassen. Viel Spaß beim anschauen.

 

Donnerstag, 28. August 2014

Auf dem Hildesheimer Renstieg 2.0

Es ist so weit ich breche zu meiner zweiten Hildesheimer Rennstieg Wanderung auf. Das Wetter ist sonnig und warm und auf dem Weg zum Bus überkommt mich ein Gefühl der Glückseligkeit, ich freue mich auf die Tour. Doch an der Bushaltestelle lauert mich ein Nachbar auf. Es Folgen allerhand Fragen zu meinem großen Rucksack und meinem Vorhaben. Als guter Nachbar antworte ich brav auf alle Fragen und es war klar das mein Nachbar auch die wildesten Wanderungen unternommen hat. Als guter Nachbar höre ich mir die wenig glaubwürdigen Ausführungen an und verfalle wieder in Tagträume bezüglich des Trails. Immer wieder nicke ich freundlich ohne die Worte meines Monolog betreibenden Nachbarn zu verstehen, in Gedanken bin ich ganz wo anders und das ist auch gut so.
Als wir endlich am Bahnhof ankommen trennen sich unsere Wege und ich bin wieder mit meinen Gedanken allein, eigentlich war das die ganze Zeit schon so nur wurde ich Akustische abgelenkt.
Am Bahnhof besorge ich mir noch ein belegtes Brötchen und verstaue es im Rucksack , das soll mein Frühstück werden wenn ich in Freden am Bahnhof ankomme um dort endlich meine Tour zu starten.
Ich habe mir über das Smartphone so ein neumodisches Handy Ticket für die Bahn gekauft somit entfällt der Kampf mit dem Ticket Automaten und ich kann entspannt in den Zug steigen. Pünktlich fahre ich mit der Bahn los Richtung Freden.
Es dauert nicht lang und eine Zugbegleigerin taucht auf und verlangt meine Fahrkarte. Voller Stolz auf die moderne Technik zücke ich mein Smartphone und präsentiere den QR Code. Und dann wurde ich mit dem Satz:"ich brauche noch ihre ID Card" (fast) aus der Bahn geworfen.
Innerlich rattern meine Gedanken, was ist eine ID Karte und wo bekomme ich die jetzt her. Die immer noch sehr freundliche Zugbegleigerin erinnert mich daran das mein Ticket ohne ID Card nicht gültig sei. Es schweben immer noch Fragezeichen durch meine Gehirnwindungen. Doch dann kommt mir der erlösende Gedanke, die Tickets sind Personen gebunden und ich muss mich ausweisen. In meinem Hüftgurt des Rucksackes habe ich für diesen Fall meinen Personalausweis und ein wenig Geld für den Notfall deponiert und das anstatt der üblichen Stirnlampe.
So komme ich schnell an meine ID Card, doch das ist ein Trugschluss. Die Zugbegleiterin will als ID Card meine Kreditkarte sehen, mit der ich das Ticket online bezahlt habe. Natürlich habe ich mein Finanzorginasator in Form einer Geldbörse nicht mit im Gepäck, das ist doch viel zu schwer. Ich verstehe die Welt nicht mehr und sie versucht mein Ticket ein zu scannen. Es funktioniert und ich entschuldige mich für mein Unwissen. Irgendwie habe ich da was falsch beim buchen angeklickt. Warum aber eine Kreditkarte mehr aussagekräftig ist als ein Personalausweis ist mir Immer noch schleierhaft.
Ich muss aber noch umsteigen und dann droht mir eine weitere Kontrolle. Mir ist das egal, ich träume schon wieder vom Trail.
Und es kam wie es kommen musste ich wurde wieder kontrolliert und der Zugbegleiter war wenig zugänglich. Ich erklärte noch einmal das ich keine Kreditkarte dabei habe aber einen Ausweis und das mir dieser Vorgang mit dem Handy Ticket ganz neu ist.
Wo seine Kollegin noch total entspannt reagierte wird ihr Kollege in meinen Augen zum Arschloch. Anstatt in einen Dialog zu treten und eine Problemlösung zu erarbeiten wurde ich gleich mit dem Vorwurf des schwarzfahrens konfrontiert. Nur als Randbemerkung ich habe einen gültigen QR Code auf meinem Handy, der mit meiner Kreditkarte im Vorfeld bezahlt wurde. Ich dachte immer die Fahrkartenautomaten sind kompliziert.
Auch hier erklärte ich meine Situation doch das interessiert den Clown nicht. Innerlich werde ich wütend, ich habe für eine Dienstleistung gezahlt nur eine Plaste Karte trennt mich von der Legitimation. In meinem Verständnis habe ich gezahlt und alles richtig gemacht, warum jetzt eine Kreditkarte aussagekräftiger ist als ein Bundespersonalausweis geht nicht in meinen Schädel.
Es geht weiter ich werde offiziell des schwarzfahrens bezeichnet ich soll mich ausweisen. Jetzt hat mein Bundespersonalausweis plötzlich eine Daseinsberechtigung. Der Typ tippt wild in sein Gerät meine Daten und dann überkommt es mich.
Nein ich habe ihn nicht auf einem Trekkingstock gespießt und gegrillt. Mich überkommt eine Gleichgültigkeit in der Seele, zu meiner linken zieht das wunderschöne Wesergebirge vorbei und dieser Typ ist unwichtig. Auch als er mit den bedrohlichen 40€ Strafe seiner Autorität Ausdruck verleihen will Interessiert mich das einen scheiß, ich schaue ihn nicht mehr an . Ich bin in Gedanken mal wieder auf dem Trail.
Fünf Minuten später hält der Zug am Bahnhof in Freden. Endlich kann ich den Zug verlassen, der seit geraumer Zeit wie ein Gefängnis auf mich wirkt.
Ich rauche erst einmal eine Zigarette und packe einiges im Rucksack um. Eigentlich wollte ich hier mein Frühstück zu mir nehmen, doch das urbane Umfeld kotzt mich grade total an. Ich laufe einfach los. Vor mir liegen 5 Km Weg an einer Straße entlang und die Dörfer Freden sowie Winzenburg.
Dieser Abschnitt gehört noch nicht zum Hildesheimer Rennstieg und ist eher nervige Asphaltlatscherei.
Unterwegs begegnet mir noch eine Frau mit zwei Kinder die mich erblickte und sofort ihre Kinder zu sich rief. Diese Reaktion auf mich machte mich noch wütender auf mein urbanes Umfeld. Trotzdem quetsche ich ich mir ein fröhliches "Guten Tag" über die Lippen.
Zwei Minuten später kommt der Höhepunkt meiner Urbanen Verzweiflung. Ein Polizeiwagen fährt an der Straße in Schritttempo neben mir und zwei Uniformierte Personen musterten mich eine ganze Zeit lang. Ich koche innerlich, was haben die Leute bloß gegen Menschen mit Rucksack. Ich laufe doch nicht mit einer Kalaschnikow auf der Schulter durch die Straßen.
Ich reagierte folgendermaßen, stehen bleiben sich bücken um einen guten Einblick in die Polizei Karre zu bekommen und den Hut zum Gruß heben und dabei so unnatürlich wie möglich grinsen.
Das machte denen so viel Angst das sie augenblicklich Gas gaben und verschwanden.
Ich bin echt schwer genervt von allem um mich, toller Tour Auftakt.
Das Gute an der Sache war das die fünf km wie im Flug vergingen, ich führte allerhand Monologe wie doof ich doch alles finde.
Endlich erreiche ich mein erstes Etappenziel, die Apenteichquellen. Und meine Laune bessert sich schlagartig. Der Wald und die Natürliche Quelle sowie die ganze Geschichte zum Ort Fesseln mich, eine wunderschöne Ausgeglichenheit stellt sich ein.
Ich frühstücke erst einmal in totaler Einsamkeit und danach Filtere ich mir mein Wasser für den Rest des Tages. Das Quellwasser schmeckt super.
Der erfahrene Wanderer wird sich jetzt die Frage stellen warum ich Quellwassser durch einen Filter jage, natürlicher geht es doch nicht.
Die Apenteichquellen sind ein beliebter Ausflugsort und das Wasser muss am Boden entnommen werden. Da gehe ich kein Risiko ein. Spätestens als zwei Mädels mit einem Pferd an die Quelle kamen und der Gaul genau an der Stelle Trank wo ich mein Wasser gefiltert habe bereute ich meine Entscheidung nicht.
Ein kleiner Wermutstropfen bleibt aber, als ich mein Trinksystem an die Wasserflasche anschließen wollte musste ich feststellen das ein Schlauch fehlt und es damit nur Ballast ohne Funktion ist.
Ich mache mich weiter auf den Weg, es geht 2,5 Km steil bergauf. Ich bin jetzt endlich auf dem Trail angekommen auch im Geiste. Die Natur beflügelt mich förmlich und der Boden scheint unter meinen Stiefeln vor Freude zu Beben. Als ich aus meinem Tagtraum aufwachte merkte ich das der Boden wirklich vibrierte und der Wald brummte noch dazu.
Ungläubig schaute ich mich um und dann entdeckte ich zwei LKWs die mit Anhänger den Forstweg hoch Pflügten. Das war so abstrakt das ich laut lachen musste.
Weiter ging es Berg auf und nach kurzer Zeit erreichte ich endlich den Kamm des Berges und bin damit auf dem Offiziellen Hildesheimer Rennstieg. Ich machte eine kleine Pause in einer Schutzhütte und filmte ein wenig.
Der weitere Weg wechselte von einer Forstpiste zu einer Matschpiste. Holz Ernte Maschinen und der Regen vom Vortag haben hier ganze Arbeit geleistet. Ich komme aber gut voran und die Laune ist auf dem Hochpunkt. Ich treffe keine weiteren Menschen, die Sonne scheint und ich laufe.
Nach den ersten 15 Km komme ich zu einer großen Schutzhütte, an der ich raste und mir mein Mittagessen zu bereite. Es gibt Kartoffelbrei mit Curry, keine Kulinarische Herausforderung aber draußen in der Natur schmeckt alles besser wenn nicht sogar am besten.
Während ich kochte fuhr noch ein Auto direkt vor meiner Küche vorbei und zwei Rentner schauten mich ungläubig an. Vielleicht hatten sie auch Hunger und haben sich nicht getraut zu fragen ob sie mit essen dürfen.
Weiter geht es über Feldwege mit schöner Aussicht. Der Hildesheimer Rennstieg besteht viel aus Forstwegen und Feldwegen, der Waldweganteil hält sich in Grenzen. Das macht die Wanderung zu einer kleinen Strapaze für die Füße. Das wird sich im Laufe der Wanderung noch eindrucksvoll zeigen.
Ich folge also weiter dem durchaus gut beschilderten Rennstieg und komme gut voran.
Mittlerweile spüre ich einen kleinen Schmerz am kleinen Zeh des linken Fußes. Ich habe da seit einer Blase eine kleine Hornhautverwachsung und das drückt. Aber ich laufe weiter, bis ich einen Krampf im linken Oberschenkel bekomme. Verdammt ich bin momentan total untrainiert und das merke ich jetzt. Auf einer Bank mache ich eine Pause und Fülle meine Energiereserven mit Erdnüssen auf. Ich wollte in dem Atemzug noch eine mir geht es gut sms an die Vic verfassen doch trotz Telekom Vertrag bekomme ich keinen Empfang.
Ich komme mir auf einmal sehr einsam vor. Der Krampf ist zwar vorbei aber der Muskel im Oberschenkel schmerzt punktuell bei jedem Schritt. Ich kenne solche Situationen, jetzt ist alles Kopfkino. Sollte ich mich ernsthaft verletzen sitze ich mitten im Busch ohne Handyempfang und keiner wird mich die nächsten 24 Stunden suchen.
Ich laufe weiter es tut zwar ein wenig weh im Bein aber wenn der Kopf mit Spielt kann der Körper unglaubliches leisten. Klingt alles dramatischer als es war doch wenn man mit seinen Gedanken allein ist und vor allem am Po der Welt kann das gut auf das Gemüt schlagen. Jeder der solch eine kleine Tour zum ersten Mal macht sollte dies beachten.
Ich komme aber wieder gut in den Tritt und es geht weiter über die Wernershöhe Richtung Eberholzen. Ich steure den selben Lagerplatz wie vor zwei Jahren an. Langsam freue ich mich schon auf meine Hängematte.
Mittlerweile fängt es an zu dämmern aber laut meiner Karte bin ich bald am Etappenziel.
Doch 10 Meter vor meinem vermeintlichen Lagerplatzt Parkt ein Geländewagen und es knallen Schüsse durch den dämmernden Wald. Super es sind Jäger unterwegs. Also muss ich weiter laufen. Mein Ziel ist der Waldrand vor Eberholzen und mittlerweile ist es dunkel geworden. Ich befinde mich laut GPS 500 Meter vor dem Ziel doch der Abstieg ist matschig und die Sicht mies. Routiniert greife ich an meinen Hüftgurt um aus der dort befindlichen Tasche meine Stirnlampe zu zaubern. Nur blöd das ich dort Bargeld und meinen Personalausweis deponiert habe , für die Zugfahrt. Im Zug brachte mir das nichts und im Wald auch nichts.
Meine Stirnlampe ist im deckelfach des Rucksackes. Wie blöd kann man sein und von altbewährten Routinen abweichen. Ich entscheide mich ohne Licht weiterzulaufen. Meine nicht sehr kluge Entscheidung hat zur Folge das ich mich ein paar mal fast in den Schlamm werfe. Nur meine Trekkingstöcke verhindern ein stürzen.
Endlich bin ich am Ziel der Waldrand vor Eberholzen. Es ist mittlerweile Stock finster. Mit der Stirnlampe erkunde ich die Umgebung und finde einen nicht optimalen Platz für meine Hängematte . Erschöpft aber glücklich baue ich alles auf. Normalerweise kommt jetzt der romantische Teil. Ich werfe den Hobokocher an und schüre den Rest des Abends das Feuer und koche mir etwas. Den Hobokocher kann ich hier aber nicht betreiben, man würde mich vom Dorf aus sofort sehen. Und Hunger habe ich auch nicht mehr. Ich beschließe nach dem Lager Aufbau mich auf einer Bank niederzulassen und die Lichter in der Ferne zu bestaunen. Dabei nasche ich noch Erdnüsse.
Da ich wieder Handyempfang habe sende ich noch eine alles OK SMS und komme mir wieder sehr einsam vor als ich die Antwort las. Mittlerweile fängt es an zu regnen und ich verschwinde unter dem Tarp im Wald. Schlafen kann ich noch nicht und Feuer machen geht als Beschäftigung auch nicht. Ich greife also zum Smartphone und lese die aktuellen Nachrichten aus der Welt. Nach noch nicht einmal fünf Minuten breche ich das ab. Ich bekomme schlechte Laune durch die Nachrichten, dabei bin ich doch im Paradies. So liege ich einfach in meiner Hängematte und bin mit meinen Gedanken allein im Wald. Ich bin sehr zufrieden.
Doch plötzlich rauscht ein Lichtkegel durch mein Tarp. Ich lösche total naiv meine Stirnlampe und verharre in der Dunkelheit. Vielleicht hat man mein Camp nicht entdeckt. Suchen die Jäger nach mir. Viele Gedanken schießen mir durch den Kopf. Und immer wieder leuchtet der Lichtkegel durch mein Tarp. 45 Minuten harre ich angespannt lautlos in der Hängematte aus nach mehren Lichtkegeln die mein Tarp beleuchteten entschloss ich mich zu erkennen zu geben.
Mehr als verscheuchen können mich die vermeintlichen Verfolger nicht. Aber Meinen Strategie sieht vor einen vernünftigen Dialog über meine Wanderung zu führen um damit Verständnis zu erlangen. Immerhin ist das was ich tue Wildcampen.
Ich schalte meine Stirnlampe wieder ein und trete aus dem Unterholz, meine Nerven sind sehr angespannt.
Ich beleuchte meine Umgebung und versuche meine vermeintlichen Verfolger ausfindig zu machen. Doch hier war niemand außer ich. Doch wo kommt der Suchscheinwerfer her? Ich bin ratlos. Und dann sehe ich in der Ferne ein Auto auf einer Landstraße, es schaltet das Fernlicht auf einer Kuppe an und der Lichtkegeln trifft genau mein Tarp am Waldrand. Und das lässt sich mit jedem Fahrzeug auf der Landstraße reproduzieren.
Erleichtert schmeiß ich mich in die Hängematte und den Schlafsack. Vorher habe ich noch eine Konstruktion zum Socken Trocknen unter dem Tarp gebaut und meine Füße kontrolliert. Mit erschrecken stelle ich fest das mein kleiner Zeh von rot zu Lila und dann schwarz gewechselt hat. Ich habe einen Bluterguss am kleinen Zeh was es nicht alles gibt.
Erschöpft schlafe ich in meiner Hängematte ein. In der Nacht Wache ich plötzlich auf, ein Mega Regenschauer fegt über mein Tarp doch ich bleibe trocken und schlafe entspannt weiter.
Bei Sonnenaufgang Wache ich kurzfristig auf entscheide mich aber weiter in der Hängematte abzuhängen. Das ist untypisch für mich auf Tour, bei den ersten Anzeichen von Tageslicht bin ich normalerweise wach. Doch Ich schlafe noch bis 8:00 Uhr weiter.
Ich wache entspannt auf und beginne sofort mein Lager zurück zu bauen. Meine Konstruktion zum Socken trocknen hat übrigens versagt und die Socken sind feuchter als vorher. Zum Glück habe ich noch Ersatz Socken in einen Wasserdichten Sack dabei.
Nachdem ich mein Gerödel zusammen hatte begab ich mich zu einer Bank unter Bäumen und kochte mir einen Kaffee. Das Frühstück verschob ich auf später da schon die ersten Hunde Halter auf Pirsch waren.
Mittlerweile regnet es in Strömen und ich werfe mich komplett in meine Regenklamotten. Das tolle an einer Regenhose und Jacke ist das kein Wasser von Außen an den Körper kommt. Doch trotz allem Marketing gequatschte von super Atmungsaktiven Zauber Membranen kommt auch kein Wasser nach außen. Die Entscheidung in kompletter Regenkleidung zu Laufen ist immer eine Entscheidung zwischen Pest und Kollera. Doch in meinem Fall kommt mehr Wasser von oben als ich von innen ausschwitzen könnte.
Der Weg von Eberholzen bis zum Wald von Diekholzen ist ein endlos wirkender Feldweg und nicht als wirklich attraktiv einzustufen.
Kurz bevor ich wieder in bewaldetes Gebiet vorstoße hört es auf zu regnen. Ich entledige mich meiner Regenbekleidung und beschließe im feuchten Gras an einer Pferdekoppel zu frühstücken. Aufgrund meiner klammen Bekleidung und dem Wind verzehre ich nur ein paar Müsliregel. Dabei wurde ich von vier Pferden beobachtet uns trennte nur der Zaun. Und als währe es das natürlichste der Welt unterhalte ich mich mit den Pferden. Ich erzähle von meiner blöden Regenbekleidung und das ich keinen Regen mag. Plötzlich setzt doch mein gesunder Menschenverstand wieder ein und ich könnte mich vor Lachen im nassen Grass wälzen. Ich rede mit Pferden was kommt als nächstes. Die Pferde waren bestimmt genauso amüsiert wie ich.
Das sollte nicht meine letzte Tierische Begegnung sein.
Weiter geht es durch den Wald von Diekholzen und ab hier ist die Landschaft wieder nach meinem Geschmack. Keine Häuser nur Wald und ich.
Unterwegs überkam mich noch ein Menschliches Bedürfnis und ich suchte mir eine geschützte Stelle wo mich kein Jogger in misslicher Lage überrennen kann. Ich schnitze mir noch einen Grabstock entlocke meinem Rucksack die längste Serviette der Welt und verschwinde im Unterholz. Als ich da so hockte hörte ich ein total lautes Lachen direkt hinter mir. Aber es waren keine Menschen zu sehen. Und es lachte immer noch. Klingt irgendwie wie ein Schadenfroher Vogel. Doch bei einem Scatch von Studio Braun habe ich gelernt, "Ein Schnabel kann nicht lachen".
Irgend ein Tier lacht mich beim Ka**** im Busch aus, tiefer kann man nicht sinken.
Wieder aus dem Busch mache ich erst einmal eine Raucherpause. Eigentlich warte ich auf das lustige Tier um es zu erledigen und zu essen aber es kommt nicht.
Meine Beine sind mittlerweile ziemlich schwer aber ich komme gut voran. Ich passiere Diekholzen und komme auf den schlimmsten Teil des Rennstiegs.
Eine mehrere Km lange Forstpiste Schnur gerade durch einen Nutzwald. Das Stück zehrte schon vor zwei Jahren arg an meinen Nerven und Füßen. Nach gefühlten Stunden, ja Zeit ist sehr subjektiv, passiere ich das Bosch Werk. Von dort aus geht es zum Kloster Marienrode. Mittlerweile habe ich wieder Hunger doch meine Snacks sind aufgebraucht und so kurz vor dem Ziel (6 Km) möchte ich nicht mehr kochen. Am Kloster Marienrode entdecke ich Apfelbäume mit wunderschönen roten Äpfeln. Mir spukt da die Geschichte von Adam und Eva durch den Kopf. Ein Apfel sorgte für den Rausschmiss aus dem Paradies. Die haben aber auch keine Kirchensteuer gezahlt und so riskiere ich den Konflikt mit einer unsichtbaren Gottheit und beklaue die Kirche. Und verdammt schmeckt der Apfel gut. Ich merke förmlich wie der Fruchtzucker meine Muskeln passiert. Auf so einer Tour sind es oft die kleinen Dinge, die einen Glücklich machen. Die restlichen Km sind nicht mehr erwähnenswert und ich komme mit einem heftigen Muskelkater und einem Schwarzen Zeh gesund in der Heimat an.

Daten:
48 Km Gesamtweg laut meinen GPS Aufzeichnungen
16,3 Kg Rucksackgewicht (es muss viel Wasser auf dem Weg mitgeführt werden)
Video zur tour

Fazit für mich:
Was vor zwei Jahren als totale Katastrophe in meine Wandermemoaren eingeht ist diesmal ein voller Erfolg. Es war eine sehr schöne Tour mit Höhen und Tiefen. Gerade auf einer Solo Tour ist das Kopfkino nicht zu verachten.
Zur Ausrüstung kann ich sagen das ich bis auf den zusätzlichen Hobokocher jeden Gegenstand benutzt habe und auch gebraucht habe. Sogar das Erste Hilfe Set kam zum Einsatz ich musste meine Zeh mit Blasenpflaster tapen.
Und ich löse mein Versprechen ein, auf der nächsten Tour kommt Vic wieder mit.

Gute Nacht liebes Tagebuch
Ps: Die ganze Aktion in der Bahn hat für mich ein teures Nachspiel. Dazu werde ich aber gesondert etwas nicht freundliches schreiben. Zukünftige Leser warne ich vor Kraftausdrücken in meinem Blog